Der Wille des Lebens

Schopenhauer schreibt:

„An allen diesen Betrachtungen also wird uns deutlich, daß der Wille zum Leben nicht eine Folge der Erkenntniß des Lebens, nicht irgendwie eine conclusio ex praemissis und überhaupt nichts Sekundäres ist: vielmehr ist er das Erste und Unbedingte, die Prämisse aller Prämissen und eben deshalb Das, wovon die Philosophie auszugehn hat; indem der Wille zum Leben sich nicht in Folge der Welt einfindet, sondern die Welt in Folge des Willens zum Leben.“

[Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung. Philosophie von Platon bis Nietzsche, S. 64873

(vgl. Schopenhauer-ZA Bd. 3, S. 421)

http://www.digitale-bibliothek.de/band2.htm ]

Kommentar:

Wir sind in den vorangehenden Beiträgen davon ausgegangen, dass die Lebenskraft die Ursache des Lebens darstellt. Bei Schopenhauer liest sich der Sachverhalt noch etwas anders. Für ihn ist der Wille zum Leben das Erste und Unbedingte, dass wovon die Philosophie auszugehen hätte.

Die Welt sei lediglich die Folge dieses Willens zum Leben.

Dieser Gedankengang greift medizinübergreifend den Gedanken der Theologie auf.

Während unsere Lehrmeister noch davon ausgingen, dass Krankheit eine Störung des organischen Lebens sei wissen wir heute, dass Krankheit zuerst eine Störung der Lebenskraft ist.

Diese Feststellung verdanken wir vorrangig Herrn Hahnemann und seinen Schülern.

Wenn wir den Gedanken noch weiter fassen wollen als Schopenhauer müssten wir von einer alles umfassenden Lebenskraft sprechen, die zuerst alles Seiende und den Kosmos geschaffen hat.

Im Sinne der Evolutionstheorie schuf diese Lebenskraft dann einfachste Lebensformen bis zur Menschheit.

Wenn wir diesen Gedanken ernst nehmen, stellen wir fest, dass die Lebenskraft eine theologische Komponente enthält die auf die Entstehung des Kosmos gerichtet ist.

Um Missverständnisse auszuschließen möchte ich in diesem Zusammenhang klarstellen, dass damit keinesfalls esoterischer Unfug gemeint ist.

Gesundheit im Sinne einer gesunden Lebenskraft heißt beim Menschen zuerst die Rückbesinnung auf die im Kosmos vorhandene Lebenskraft und ihre spezielle Ausbildung bei Menschen.

Während Hahnemann noch davon sprach, dass die Lebenskraft instinktartig und dumm sei und deshalb von dem überlegenen Homöopathen in die richtigen Bahnen gelenkt werden müsse, sollten wir diese besser auf dem Hintergrund des Kosmos und der Evolution sehen. Damit erhält das individuelle Leben mit seiner individuellen Lebenskraft eine cosmogenetische Ausrichtung.

Eine moderne Medizin, welche Lebenskraft in diesem Zusammenhang ignoriert, wird nicht in der Lage sein Krankheiten zu verbessern oder zu heilen. Sie ist nicht einmal in der Lage das Wesen der Krankheit zu erfassen und steht letztlich bei allen chronischen Krankheiten vor einem angeblichen Rätsel.

Die gesammelten physikalisch chemischer Kenntnisse nützen nichts zur Behandlung und Heilung von chronischen Krankheiten. Es müssen die Erkenntnisse über das Wesen und das Wirken der menschlichen Lebenskraft hinzu kommen um eine Medizin mit Heilwirkung für chronische Krankheiten zu ermöglichen.